Die Ausleitung über die Haut ist uralt.
Zusammenfassung:
Die altindische Sanskritmedizin, die griechische und die römische Medizin bis hin zu den Naturheilärzten der heutigen Zeit, haben alle die ausleitende Wirkung über die Haut genutzt und geschätzt. Das Verfahren ist im Laufe der Jahre weiterentwickelt und verfeinert worden, so dass sie heute den Bedürfnissen der modernen Menschen angepasst ist.
Es handelt sich hierbei um die Applikation eines Naturpflasters auf der Haut, das Canthariden (das Gift eines grünlichen Käfers) enthält.
Da es sich um ein klassisches Ausleitungsverfahren bei lokalisierten Schmerzen im Bewegungsapparat handelt, wird es angewendet bei:
1. der Wirbelsäule: HWS-, BWS-, LWS-, ISG Syndrome, Facettengelenksarthrose, chr. Bandscheibenvorfälle, Schmerzen nach Wirbelsäuleoperationen, M. Bechterew.
2. den Gelenken: Schultern, Ellenbogen, Hand-, Hüft-, Kniegelenke, nach Totalendoprothesen.
3. im HNO-Bereich: Sinusitis, chronische Mittelohrentzündungen, Ohrenneuralgie, Kopfschmerzen, Trigeminusneuralgie.
Grenzen der Anwendung: Nierenversagen, Stauungsödemen, Gangrän, starke Durchblutungsstörungen, akute entzündliche Gelenkveränderungen, offene Wunden, Schleimhäute, Diabetes mellitus.
Das Cantharidenpflaster entfaltet eine Doppelwirkung: Ausleerung des Gewebewassers und die Reflexreaktion. Ziel ist die Verminderung örtlicher Schwellungen, Gelenkergüssen und die Aktivierung von Immunzellen, die eine biologische Regulation anstoßen. Im Bereich der Pflasterapplikation entsteht eine Reizblase als Zeichen einer örtlichen Durchblutungsanregung. Dies führt zu beschleunigten chemischen Reaktionen, zu einer nachhaltigen Anregung des Lymphstroms und zu einer pH-Wert-Anhebung im Sinne einer Entsäuerung.
Nach heutigem Kenntnisstand können die Wirkprinzipien wie folgt erklärt werden:
a) Entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekte durch eine örtliche und direkte Entfernung von Schmerzsubstanzen.
b) Endschwellender Effekt durch Lymphanregung und -ausleitung.
c) Immunologischer Abwehreffekt durch örtliche Aktivierung von Immunabwehrzellen.
d) Verstärkte Blutzirkulation im Haut- und Unterhautgebiet.
Das Pflaster wird im Bereich der stärksten Schmerzen auf der Haut angelegt. Die Größe des Cantharidenpflasters richtet sich nach Indikation und Hautbereich, aber auch nach dem Hauttyp. Anschließend wird ein entsprechender Verband mit sterilen Kompressen und darüber eine Folie angelegt. 8-12 Stunden nach dem Anlegen des Pflasters kann die Stelle leicht brennen. Die Verweildauer des Pflasters beträgt 24 Stunden.
Mögliche Pflasterreaktionen: Bei vor allem nächtlich auftretenden Schmerzen können bei Bedarf Analgetika, z.B. Aspirin, Paracetamol, Ibuprofen oder Diclofenac eingenommen werden. Extreme Schmerzen sind aber in jedem Fall ein Grund, das Pflaster ggf. auch vorzeitig zu entfernen. Nach 12-24 Stunden ist eine Brandblase entstanden. Diese enthält eine klare bis bernsteinfarbene Flüssigkeit serösen bzw. lymphatischen Inhalts. Nach Abnahme des Verbands wird die Blase angestochen damit das Sekret abfließen kann. Im Weiteren erfolgt eine tägliche Wundbehandlung über 3-4 Tage mit Kochsalz, einer Lymphsalbe und sterilen Kompressen. Der Ursprungsschmerz verschwindet in der Regel am 2. Tag.
Therapiekosten:
Die Cantharidenpflaster-Therapie wird von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, weil sie kein Bestandteil des gesetzlichen Kassenkatalogs ist und wird deshalb nach der Gebührenordnung der Ärzte GOÄ in Rechnung gestellt.
Kosten: ca. 130,- €